Donnerstag, 31. Mai 2007

"It's like Woodstock",
sagt Rachelle van Zanten
oder: 30 Seconds Over Beverungen

Rembert's in the basement mixing up the medicine, R-man's in the pavement thinking 'bout - entertainment. Oder so. Wieder zuhause. Der Kopf wird klarer. Feed my head with Jefferson Airplane. Jetzt im Moment läuft "Bless Its Pointed Little Head". Und: Sitting here thinking. An die Ankunft am Donnerstag in Beverungen. Runter zur Weser, weiter zum Glitterhouse, Bahnhofs- bzw. Lange Straße zurück zum Hotel - Rituale, die eingehalten werden müssen. Auf ein Warm-up-Bier vor der Warm-up-Party in Lothars Stadtkrug. Reinhard.

Wiedersehensfreude bei Salat und Wasser. Später: Bier und Rock'n'Roll. Noch mehr Bier und noch mehr Rock'n'Roll. "Brown-Eyed Girl" und "Smells Like Teen Spirit", "Gloria" und "Seven Nation Army", Party total bei The Ig-Man's "The Passenger": "We ride through the city's backsides, we see the stars come out of the sky, yeah, the bright and hollow sky. You know it looks so good tonight." Lalalala's und tribale Tänze, schiere Glücksseligkeit. Gimme five, R-man. Los Lobos' Version von "La Bamba" - this one goes out to you, Axel -, Hendrix und alleingottweißwasnochalles, Ingolfs Set, Axels Set, the men who know each and everything. Mit ziemlich benebelten Sinnen und einem wohligen "A sort of homecoming"-Gefühl im Bauch mit Rembert bis kurz vor fünf über dies und das gesprochen, die magischen Momente der bisherigen OBSs durchdekliniert. Yours truly's Liste:

1. Reinhards DJ-Set im Garten, bis halb fünf Uhr morgens, inklusive hunderter glücklicher, trunkener, sich in die Arme fallender Menschen, die sich gegenseitig "Get back to where you once belong" ins Gesicht plärren (so oder so ähnlich könnte das gewesen sein, '66/'67 herum im Golden Gate Park, nur dass es da "Get Back" noch nicht gab). Jaja, damals ging das noch, im Glitterhouse-Garten.
2. Midnight Choirs Lesung von "Will You Carry Me Across The Water" im Jahre Who-knows-when.
3. The Yahoos, die im strömenden Regen "Dancing Queen" spielen und tausend Menschen singen mit, die Arme in der Luft.
4. Fast alles von und mit Neal Casal, am meisten aber "Maybe California".
5. Die Villa und ihre Menschen, von der/denen Franken, die im oberbayerischen Ingolstadt gelandet sind, gelegentlich sogar träumen. Echt jetzt.
6. Mit Chris Eckman über das beste Doppelalbum aller Zeiten debattieren. Er so: "London Calling" von The Clash. Ich so: "Exile On Main Street" von den Stones. Nach zwei Stunden im Stadtkrug - thanks Lothar, Eva, Barbara - haben wir uns gegenseitig vom Gegenteil überzeugt. Oder?
7. Irgendeine All Star Band gibt uns ein göttliches "Who'll Stop The Rain". Sag mir quando, sag mir wann, sag mir quando, quando, quando.
Außer Konkurrenz, aber am wichtigsten: Menschen kennengelernt, Freunde gefunden zu haben.

Friday on my mind: Stimmungsvoller Auftakt im Garten, erste Hallos, feine Bands, die netten Mädels an der Bierbude erkennen mich wieder (Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?), feinstes Aftershow-Entertainment einer Vierer-Bande, die allmählich (gesund?) schrumpft (oder war das am Samstag?), apokalyptische Wetterprognosen: Hagel! Schnee!! Erdbeben!!! Der Weltuntergang!!!! Wo ist die Arche??? Wer darf mit?? Lange Gesichter, die im Laufe des Wochenendes das Lächeln wiederfinden. Welch ein Wetter. Fuck the prophets. You don't need a weatherman to know which way the wind blows. Let the sunshine in, blablabla, Sonnenbrände. Und wieder, am Freitagabend: Iggy Pop, "The Passenger". Funktioniert immer, wer sich da nicht bewegt, ist tot. Eine Unbekannte an der Bar will, dass ich telefoniere. What? Have a talk with God? Nee, nur dass die Leute vom Zeltplatz wissen, dass hier was abgeht. Und? Wen soll ich da erreichen? Spricht sich übrigens eh rum. Keiner weiß wirklich, wann er heimgekommen ist. Größter persönlicher Erfolg dieses Tages: Nach eineinhalb Tagen vergeblicher Suche in Beverungen einen Laden gefunden, der "Die Zeit" führt. Und eben: Ig's "Passenger" aufgelegt. Bin offenbar doch eher der Hippie-/Prä-Punk-/Punk-/Post-Punk/Country-/Folk-/Blues-Rocker, der sich in dem hochgradig faszinierenden Soul-Dub-Cosmic-Funk-Hexengebräu Reinhards, Ingolfs, Axels, Whirlyjoes und Knuts nicht so gut auskennt. Anyway, wir haben alle unsere Fehler.

"The eagles flies on friday and saturday I go out to play". What a girl: Rachelle van Zanten, die Anmutung einer hippiesken Folk-Fee, der Charme einer Göttin und das Slide-Spiel vermutlich an einer Kreuzung in der Nähe von Clarksdale gelernt. Singt toll, sieht toll aus und hat tolle Lieder - und um 1 Uhr nachmittags ist die Hälfte des männlichen Publikums bis über beide Ohren verliebt, rein platonisch, eh klar. Danach: den Blues haben mit Al De Loner, Lachen und Schwelgen mit Olli Schulz und der Hund Marie (Die Yngwie- Malmsteen-Geschichte! Die Klaus-Lage-Geschichte! Die Arrogant-am-Flughafen-Geschichte! Der Heavy-Metal-Auftritt, inklusive Gasmaske, Spielzeug-Kettensäge, Pointer und allem! Und dann erst diese lässig hingeschrammelten, dabei wunderbar pointierten Indierock-Songs!), ätherisches Schweben mit Lampshade, funky "Move your ass and your head will follow"-Tracks von Missouri, lakonische Songpreziosen von Andrew Bird und - sorry - mehr als nur ein bisschen zu besoffen für Get Well Soon. Danke, es geht schon wieder. Aber Stadtkrug muss sein, weil nämlich: Feier des Club-Pokalsieges. Nur Fans der hoffnungslosesten aller hoffnungslosen Fälle wissen, was wir fast 40 Jahre lang erlitten haben. Dank nochmal all jenen in der Villa, die unsereinen während der Verlängerung blödsinnig in den Live-Ticker hineinstarrend und - "scheiße, ich bin so scheiße nervös" - vor Aufregung Bier um Bier in sich hineinschüttend gesehen und ertragen haben, ohne die Polizei, die Irrenwärter oder einen Nervenarzt zu holen. Ihr seid cool.

And sunday I go to church? Pah. Die Entdeckung des Festivals: Michael J. Sheehey spielt uns den Karfreitags-Blues an Pfingsten, erzählt von Geistern draußen auf dem Highway und davon, dass niemand anderer Schuld hat als er selbst. Es ist spooky, es ist von biblischer Wucht, es ist schier großartig. Als wäre der Geist Lee Claytons in einen düsteren Erzengel gefahren. Und was ist das? "I am the passenger, I stay under glass, I look through my window so bright ..." Und alle: "La la la la" et. al. Nee, ne? Und das ganze in Super-Slo-Mo. Majestätisch. Der Geist von James Brown (im Schrein), der Geist von Townes und Neil (immer da), und jetzt auch noch: der Geist von Iggy Pop. Groß, sehr groß. Später noch: George McCraes "Rock Your Baby", "Dear Prudence" von den Beatles. Erwachsene Männer weinen. Dirt Music mit einem "Bühnenequipment wie bei Yes" (Rembert) und filigransten Klängen, Sport und Boy Omega ausgelassen wg. Gewitter und FCN-Feier live am Fernseher - sorry, musste sein (siehe oben) -, der große Ben Weaver mit einem Gänsehaut-Set (und Townes' "The Highway Kind", "a song that changed my life", tja, Ben, nicht nur Deines), die ultracoolen Cracker feat. David Lowery und Johnny Hickman ("Well, it's up against the wall, redneck-mothers") zelebrieren ihren hinreißend straighten Country-Dingenskirchens-Rock-'n'-Roll mit der Abgeklärtheit von Stoikern, die schon alles erlebt haben - und am Ende das totale Brett, der manische Prediger schlechthin: Mr. David Eugene Edwards gibt dem Publikum einen schwarz metallen schimmernden Wall of sound, der Schneisen ins Auditorium schlägt. Eine Szene aus einem Woody-Allen-Film, keine Ahnung welchem (Annie Hall? Manhattan?), geht so: Woody und Angebetete auf'm Punkkonzert, und sie so (sinngemäß): "Was zitterst du so? Ist was?" Und er so (wörtlich): "Ich habe Angst, dass die, wenn sie zu spielen aufhören, runterkommen und Geiseln nehmen." Der Unterschied: Woven Hand würden keine Geiseln nehmen. Die machen nämlich keine Gefangenen. Eat your heart out, Marilyn Manson. Es folgen: Reinhards und Remberts Abschiedsworte, kleinere Differenzen über die Frage: Wie zerbrechlich sind wir nun eigentlich? Und: Kann man das so sagen? Und: Was zur Hölle soll das jetzt mit Sting? Wehmut, ein letztes Mal über den Platz, weil: Wichtig is' aufm Platz. Next stop: Stadtkrug, mal wieder.

Michael J. Sheehey und Patrick McCarthy, sein Co-Gitarrist, Co-Glatzkopf und Co-Bruder, legen auf - alles zwischen Surfsounds, gespielt von Marsianern, und Deltablues aus der Jungsteinzeit, Captain Beefheart und bluttriefendem Gospel. Die beiden "mache Schau" und schlürfen Weizenbier, die coole Gang vor der - Achtung! - "Discotheke" grinst selig und stupst sich wissend nickend an, die Mädels aus der Band tanzen, nirgendwo ist mehr ein Durchkommen, alles trinkt, singt, movt, schreit, der Laden kocht, die Szenen könnten einem Breughel-Gemälde entstammen. Es ist großartig, es ist unvergesslich, es ist das Gefühl, daheim zu sein, hierhin zu gehören, gemischt mit Abschiedsschmerz. Es ist die Freude über vier wunderbare, unvergessliche Tage, über neue magische Momente.

Am nächsten Tag weint nicht nur der Himmel. Eine letzte Fahrt zur Villa, nur gucken. Ein letzter Walk durch die kleinen Gässchen, ein letztes Winken, dann los Richtung Autobahn. Die Gedanken bei: Reinhard. Rembert. Whirleyjoe. Lothar. Jochen. Ingolf. Axel. Knut. Christoph. Archie. Der schönen jungen Frau (aus Stuttgart? Jedenfalls: mit den Gummistiefeln). Melli aus Franken (stay as cool as you are now, babe). Kristin mit der sexy Stimme. Die Boys aus Hamm (oder war's Münster?) und aus Stuttgart (Ihr wart ein toller Gegner): Ihnen und all den anderen im, am und vor dem Glitterhouse: Gut, Euch zu kennen. Und natürlich ganz speziell an Reinhard, Rembert und Whirleyjoe: You're in my heart. See ya, friends. Singing la la la la, la-la-la-la, la la la la, la-la-la-la, la la la la, la-la-la-la, la la. ;-) (Peter Felkel)

PS.: Peter Felkel (der mit dem sbs T-Shirt) ist Journalist in Ingolstadt, schreibt für den Musikexpress, ist Glitterhouse Freund und gern gesehener shake baby shake Gast-DJ. Ein Mann mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. Die andere relaxte Socke mit dem Big Dada T-Shirt ist Whirlyjoe. Alles gute Jungs.

Mittwoch, 30. Mai 2007

Stadtkrug International

So Leute,
für ein komplettes Fazit des OBS/SBS-Weekenders fühle ich mich ja noch nicht in der Lage (das folgt morgen von Peter Felkel), aber ein kurzer Blick auf die Aftershow-Party im Sadtkrug am Sonntag lohnt sich auf jeden Fall. Der Party-Samstag war ja schon großer Sport, vom extrem tanzfreudigen Volk bis zum kühnen Staffellauf der vier DJs: immerhin zwängten sich neben Platzhirsch Koolski und dem fränkischen SBS-Stammgast Peter Felkel auch noch Gast-Selecter und DJ-Contest-Veteran K-Nut aus Köln und ich hinter die DJ-Theke - da wurde es ganz schön eng für die Barbies.

Am Sonntag trafen dann gegen halbeins die Jungs und Mädels von Michael J. Sheehy und Band ein, die mittags in der Sonne noch ein überragendes Blues-bis-Gospel-Set im Firmengarten abgeliefert hatten. Michael und sein Banjo/Lapsteel-Player (und leiblicher Bruder) Patrick übernahmen dann im Sturm die Decks und rockten den sich zeitgleich bis zur fast völligen Sauerstofffreiheit füllenden Laden nach Strich und Faden.

Und zwar mit einem brodelnden Set aus alten Blues-, Country- Funk- und R&B-Nummern, allein zweimal Captain Beefheart, Little Richard, Kaleidoscope, seltsamem Bluegrass-Zeug, Rock’n’Roll. Vielleicht hat ja noch wer aufgepasst, was die Jungs so aufgelegt haben – Peter, K-Nut? Mein Erinnerungsvermögen hat etwas gelitten, auch weil die Theken-Crew um den großartigen und im größten Tumult immer bestens gelaunten Wirt Lothar für einen ungehemmten Strom gut gekühlter und immer frischer Biere sorgte. Ganz dickes Kompliment an diese Truppe!

Uns Decksharks blieb die Spucke weg, Koolski dann entsprechend enthemmt und mit leuchtenden Augen zuerst vor und dann auch hinter den Decks – genau so hat er sich SBS wohl immer erträumt. Es wurde getrunken, gestaunt und getanzt, mittendrin die Mädels von der Band, dann plötzlich auch Chris Eckman von den Walkabouts von den Walkabouts beim funky Downgetten im Gewühl, der aber leider seine Platten dann doch nicht mitgebracht hatte. Den hätten wir schon auch noch untergebracht…

Nach geschätzten zwei Stunden dann ein fliegender Wechsel hinter den Decks: R-Man für Michael Sheehy zusammen mit dem unfassbar coolen Patrick at the Controls, der Sound wurde zunehmend funky, der Dancefloor dehnte sich bis weit in die Nebenräume des Stadtkrugs aus, Temperatur und Luftfeuchtigkeit überschritten bereits Amazonas-Verhältnisse. Das alles bei bester Laune, das Publikum – soweit ich das beurteilen kann – eine feine Mischung aus SBS-Homies, OBS-Freaks, Glitter-Crew, Dorfjugend und Gästen aus nah und fern. Als ich um halbsechs Richtung glücklicherweise nahe gelegenen Hotel wankte, war der Krug übrigens noch immer sehr gut gefüllt und verschwitze Menschen tanzten sich die Füße wund – vielleicht kann jemand ja die restlichen Ereignisse berichten? R-Man hatte möglicherweise schon einen kleinen Schwips als ich ging, Technik und Selection aber wie eine Maschine im Griff. Ja, der man rockt, was man auch an den ersten übermittelten Fotos erkennen kann (Dank nach München an Jochen). Bin schon gespannt wie er diesmal seine Playlist rekapituliert.

Für mich war es ja das Stadtkrug-Debüt und ich kann nur sagen: so etwas hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Beverungen rules.

Bleibt fragile,
Whirlyjoe

Dienstag, 29. Mai 2007

Soon come... Keine Sorge. Hier geht es bald weiter. Auf Grund des Orange Blossom Special Festivals musste die Arbeit am Blog pausieren. Sobald der Kopf wieder klar ist, geht es mit dem nächsten Mixtape Beitrag weiter... Stay tuned. -R-man

Donnerstag, 24. Mai 2007

Mixtape Update
Lazin' On A
Sunday Afternoon
Track 18: Tony Joe White

What a voice. Denke ich jedes Mal wieder, wenn Tony Joe White seinen Mund zum Singen aufmacht. Der größte weiße Soulsänger ever. Habe ich zuletzt auch zu Van Morrison behauptet, aber egal. TJW ist ein Southern Man, zerkaut jeden einzelnen Ton, knetet ihn in beiden Backen, bevor er ihn entweichen lässt. Diese weiche, warme Süße. Und trotzdem hat er unglaubliche Power, kann auch richtig laut, bleibt trotzdem am liebsten laidback und packt nur zwischendurch ein paar typische, gutturale Grunzer vor seine Songs, ein echtes Markenzeichen. Deshalb...

Track 18.
Tony Joe White - Rainy Night In Georgia

Geboren in Louisiana hat es ihn in jungen Jahren nach Texas und später auch nach Nashville verschlagen, sein epochales Debütalbum (Black & White) erschien 1969. Ein Jahr später folgte ...Continued. Das habe ich gerade mit größter Begeisterung wiedergehört, gleich mehrere bislang überhörte Hits entdeckt (Woodpecker!), für unser Mixtape – wegen des Lazy-Sunday-Vibes – dann aber doch seinen ganz großen Klassiker rausgesucht.

Rainy Night In Georgia kennt natürlich jeder, wurde auch über hundert mal gecovert. Aber das hier ist das Original. Smooth-voiced Swamp Music, Country got Soul, so einfach gemacht: etwas Orgel, dezente Streicher, zurückgelehnte Gitarre und eine ebensolche Rhythm Section. Produziert hat damals Billy Swan und fast genauso gut wie der Gesang ist Tony Joes Gitarre, auf den schnelleren Songs des Albums auch als superdreckige, unangepasst laute WahWah-Gitarre, die auch heute noch erstaunen lässt.

Ich glaube ja ernsthaft, dass Elvis (der TJWs „For Old Time’s Sake“ erfolgreich gecovert hat) in späteren Jahren versucht hat, wie Tony Joe White zu klingen, dabei dann aber seine Grenzen fand und zum tragischen Knödler der 70er Jahre wurde.

Und Tony Joe White ist bis heute cool geblieben, hat stimmlich aber auch gar nichts von seiner Kraft verloren und durfte deshalb ja vor kurzem auch im Boozou Bajou-Mix wiedergeboren werden. (Whirlyjoe)

Track 18.

Mittwoch, 23. Mai 2007

Mies aufgelegt!
DJ Pari

Die Geschichte von DJ Pari hatte ich noch garnicht gelesen, da hat sie jemand in den Comments von gestern gepostet (da steht auch der Link zu den anderen Geschichten). Da da eh kein Schwein reinschaut, hole ich sie nochmal auf die Frontseite, weil die doch zu gut. Ich kann mir schon vorstellen, daß 4-6 Stunden in so einem Club richtig zur Hölle werden können, aber er wurde dafür anständig belohnt. Aber lest selbst...

Meinen schwärzesten DJ-Abend erlebte ich vor zehn Jahren in Los Angeles: Der Rare-Groove-Boom war mit einiger Verspätung aus Europa und New York auch an die amerikanische Westküste geschwappt. In meinem eigenen Club legte ich regelmäßig für die örtliche College-Szene auf: weiße Hipster, die die afroamerikanischen Moden der 70er Jahre als Lebenshaltung adoptiert hatten. 1996 lud mich ein Promoter zu einem Gastspiel in den piekfeinen Beverly Club in Beverly Hills ein. Ich fühlte mich mehr als geehrt. Nicht nur, weil dem Beverly Club der Ruf vorauseilte, unter anderem Denzel Washington, Lawrence Fishburne und Will Smith zu seinen Stammgästen zu zählen. Sondern weil ich hier endlich einmal vor schwarzem Publikum auflegen würde. Menschen, aus deren Mitte einst meine musikalischen Helden wie Curtis Mayfield, Leroy Hutson und Marvin Gaye gekommen waren.

Klar, dass ich meine 70er Jahre Funk- und Soul-Scheiben für diesen Abend mit ganz besonderer Andacht sortierte. Eine Feuertaufe, so dachte ich: Der Soul-Faktor meiner Plattensammlung würde alle überzeugen, und sie über meine Hautfarbe hinwegsehen lassen. Doch erst beim Betreten des Clubs wurde mir klar, wie sehr ich hier aus dem Rahmen fiel. Abgesehen davon, dass ich der einzige Weiße war, wirkte ich mit Ziegenbärtchen, Bell-Bottom-Jeans und abgewetzten Sneakers wie ein verirrter Acid Jazz-Freak auf einer Hollywood-Party. Im Beverly trugen die Männer alle Anzug, die Frauen hatten sich in die neuesten Kreationen von Gucci und Versace gehüllt.

Der Laden füllte sich zusehends. Nur auf der Tanzfläche gähnte ein schwarzes Loch. Als ob sie mit Tretminen ausgelegt wäre – und alle das wüssten, außer dem DJ. Ich arbeitete mich von den exotischsten Rare Grooves a la Alvin Cash, The Gaturs und Wet Willie zu Otis Redding und Marvin Gaye vor. Doch keine Wirkung. Außer einem leeren Quadrat vor dem DJ-Pult. So war es um zehn Uhr. Um elf Uhr. Und auch um Mitternacht. Die Leute standen jetzt dicht gedrängt. Beäugten mich misstrauisch. Eine junge Frau in atemberaubenden Abendkleid beugte sich über das DJ-Pult: Ich wäre gerade im Begriff ihre Party zu ihrem 21. Geburtstag zu verderben. Ob ich jetzt endlich einmal Funk spielen könnte. Es lief gerade „The Boss“ von James Brown. Funk? War das, was ich auflegte, etwa kein Funk? Sie zählte etwas entnervt ihre Lieblingstitel von Boyz II Men, Babyface und Bobby Brown auf – und ich musste passen. Habe ich nicht. Tut mir leid. Passt nicht in mein Set.

Wenn ich gedacht hatte, die Party noch mal mit Disco-Klassikern wie Rose Royces „Car Wash“ oder „Dancing Machine“ von den Jackson 5 herumzureißen, hatte ich mich gründlich geirrt. Die Schönheit im Abendkleid jedenfalls schickte ihre Freunde, um mir Druck zu machen. Langsam kam ich ins Schwitzen. Immer mehr Leute beschwerten sich. Von der Bar drangen Wortfetzen wie „warum legt so ein Idiot auf“ und „keine vernünftige Musik im Laden“ herüber. Einige Gäste fauchten es mir sogar geradewegs ins Gesicht: „Go home, white boy“. Warum griff niemand der Verantwortlichen ein? Ziemlich mutlos verließ ich das DJ-Pult und bat den Manager, mir doch eine Ablösung zu besorgen - dann wäre der Abend womöglich noch zu retten. Doch der klopfte mir nur auf die Schulter: „Mach weiter so. Wir haben zwei Gäste im Club, denen deine Musik gut gefällt“.

Als ich um zwei Uhr nachts meinen ersten DJ-Abend ohne eine einzige Bewegung auf der Tanzfläche beendete, führte mich der Manager in eine dunkle Ecke des Clubs zu zwei Herren mit Sonnenbrillen: Quincy Jones und Stevie Wonder. Quincy rückte mir einen Stuhl zurecht und reichte mir ein Glas Champagner: „Man muss die Leute eben erziehen – nur nicht nachlassen!“ Worauf Stevie in sein unverwechselbares Stevie-Wonder-Lachen ausbrach. Er ergriff meine Hand: „Danke für den Abend.“ Und: „Willst Du mich nicht morgen in den Gottesdienst begleiten?“ Mir fehlten vor Aufregung die Worte. Gerade noch in der DJ-Hölle. Und nun im Soul-Himmel. So musste sich ein Penner fühlen, der versucht, seine letzte Münze aus dem Gulli zu fischen und dabei auf ein Bündel Hundert-Dollar-Scheine stößt. Halleluja.

Dienstag, 22. Mai 2007

Mies aufgelegt!
DJ Samir

Die besten DJs erzählen von ihren schlimmsten Nächten heißt eine Reihe von Jonathan Fischer (in der Süddeutschen?). Fischer ist ja auch als Compilant von Trikont bekannt. Ich habe jetzt mal die Story von DJ Samir aus Wien ausgewählt, der ja auch für einige erstklassige Zusammenstellungen (Belivers Edition, Planters Club etc.) zuständig ist... here it goes:

Meinen übelsten DJ-Abend erlebte ich vor ein paar Wochen beim Ball der Wiener Wirtschaft: Dass der soziale Status eines Deejays bei solchen Gesellschaftsereignissen sehr weit unten rangiert – darüber machte ich mir als alteingesessener Wiener keine Illusionen. Schließlich kommen die feinen Damen und Herren der Stadt hier in Frack und Abendgarderobe zusammen, um sich in erster Linie gegenseitig respektive selbst zu bewundern. Der Rest ist Dienstleistung.
Dennoch hatte ich mir um mein Engagement in der VIP-Zone einige Gedanken gemacht, und die Soulpretiosen in meinem DJ-Koffer gegen Swing-Standards aus den 30er und 40er Jahren ausgetauscht. Pünktlich um sechs Uhr abends stand ich hinter den Plattenspielern. Dann hieß es: Die Herrschaften wollen noch keine Musik. Viereinhalb Stunden lang.

Ich vertrieb mir die Wartezeit mit Gimlets und war beim Anlaufen der ersten Platte bereits hochprozentig aufgelockert. In einem Zustand eben, in dem das Unbewusste zu Sprechen beginnt. Kaum hatte ich ein paar einschlägige Gassenhauer - „Der Neger hat sein Kind gebissen“ vom Odeon Orchester, Richard Taubers „Ich küsse Ihre Hand Madame“ oder Willi Hoses „Ausgerechnet Bananen“ – auf die Ballgäste losgelassen, eilte schon eine etwas betagte Dame ans DJ-Pult und herrschte mich in militärischem Ton an: „Drehen Sie leiser!“. Geduldig versuchte ich ihr zu erklären, dass ich nicht nur einen Tisch vor der Box beschallen sollte, sondern die ganze Tanzfläche. Vergebens: „Sofort leiser drehen!“ Ich raunzte ihr etwas von wegen „renovierungsbedürftige Schabracke“ entgegen. Und wurde prompt mit einem als Verstärkung hinzugezogenen SPÖ-Gemeindeparlamentarier konfrontiert: „Wie heißen Sie?“, fuhr er mich in klassischer Streitkultur an. Das war wohl nicht der Popbeauftragte. „Arsch hoch vier“, konterte ich in Unkenntnis der örtlichen Hierarchien – und freute mich, als er mit hochrotem Kopf wieder abzog.

Tatsächlich hatte ich den diversen Schimpf-Duellen zum Trotz den Tanzflur gerade in Schwung bekommen: Dutzende von Pärchen drehten sich zu Marika Röcks Schlager „In der Nacht ist ein Mensch nicht gerne allein“. Zarte Hoffnung keimte auf: Das könnte doch noch ein gelungener Abend werden! Auch zwei sehr breitschultrige Herren mit Kurzhaarschnitt schritten zielstrebig auf das DJ-Pult zu. Aber keine Frage: Die kamen nicht zum Tanzen. „Ist besser, Sie packen Ihr Zeug“, erklärte der erste. „Sie haben schon genug Blödsinn angestellt“, sekundierte sein Kompagnon. Der Plattenkoffer war sofort gepackt. Ohne mich noch einmal umzudrehen, schlich ich mich raus. Atmete tief durch: Und dachte nicht einen Moment an die verlorene Gage. Welches Geld kommt schon gegen zwei Dutzend erstklassige Gimlets an? Und dann erst die entzückende Aussicht, nie wieder als Dienstleister auf einen Ball zu müssen...

Montag, 21. Mai 2007

Blütenfest in
Beverungen

Das bedeutet verkaufsoffener Sonntag, Kinderflohmarkt, Flohmarkt ohne Kinder, die Hauptstrasse für den Verkehr gesperrt, Karusselle, Pommesbuden, Bierstände usw. Und wenn dann so ein Wetter ist, dann ist an so einem Sonntag dann auch gut was los.

Etwas Vinyl gab es auch für preiswert abzugrasen... u.a. Les Humphries Singers (Mexico), Nina Simone (My Baby Just Cares For Me) und die 3. Kopie von Lovemachine von Supermax auf 7". Dazu ein paar Maxis von Womack & Womack, Chicago (eine späte, grausig!), Dusty Springfield (späte Koops mit den Pet Shop Boys), Laidback (Bakerman - die wollte ich schon länger haben!), ein paar Wave-Maxis, ein Stylistics Album von 75 (über das der AMG schreibt: "The group's decline began with this album..."), die New Freedom Singers und eine Morricone Scheibe.

Dann fahren die Kinder Karussell, man isst Pommes, nickt vielen Leuten fröhlich zu (man kennt sich einer Kleinstadt), trifft Leute, die man schon lange für tot gehalten hat und irgendwann steht man dann vor dem Hotel Stadt Bremen und trinkt Altbier mit Erdbeeren drin. Eine Nachwuchsband spielt auf der Kultbühne nebenan völlig ohne Druck Seven Nation Army nach, man trinkt mehr Altbier, dann kommen ein paar Kumpels, trinkt ein paar richtige Pils, dann mehr Altbierbowle und wenn man dann gegen 18 Uhr eine ordentliche Portion Spaghetti nachschiebt, dann will man eigentlich nur noch ins Bett. (R-man)

Sonntag, 20. Mai 2007

Mixtape Update
Lazin' On A
Sunday Afternoon

Track 17: Sergio Mendes & Brasil '66

Dem Ende entgegen. Meine Wahl für Track 17. war extremst spontan und fast hätte ich einen Rückzieher gemacht, weil der Tune phasenweise zu upbeat zum Chillen ist. Aber fuck, das mußte jetzt sein. Hope you dig it, too.

Track 17.
Sergio Mendes & Brasil '66 - Scarborough Fair

Mit Latin habe ich es nicht so. Brasilianisch gesungene Tracks sind mir ein Greuel und waren meiner Meinung nach z.B. auf den ansonsten erstklassigen Mojo Club Compilations durchweg verzichtbar. Simon & Garfunkel finde ich ok, aber wann habe ich das freiwillig das letzte mal gehört? Deswegen habe ich heute abend auch nicht wirklich viel erwartet, als ich Scarborough Fair das erste Mal in meinem Leben auflegte. Ich mußte es dann gleich 8 x hintereinander hören. Und bin schwerst begeistert (...die knappe Minute von 1:28 bis 2:23 ist einfach unglaublich). Mal wieder ein Beweis dafür, daß es doch immer noch Lücken gibt, die es zu füllen gilt.

Scarbarough Fair ist vom 68er A&M-Album Fool On The Hill, daß einerseits aus cool umarrangierten Pophits und andererseits aus brasilianischer klingenden Eigenkompositionen besteht. Man spürt aber auch die Hippie-Vibes und nahenden 70er im Sound der mit unglaublichem Feeling musizierenden Brasil '66. Mein besonderer Dank gilt Dave Grusin für die erstklassigen String-Arrangements. Die Band sitzt auf dem Cover übrigens auf einer nackten, liegenden Frau. (R-man)

Track 17.

Samstag, 19. Mai 2007

Isaac Hayes
Vol. 1
Hot Buttered Soul
im Kettenhemd


Isaac Hayes, ein dankbares Thema. Ein guter Typ, eine wechselhafte Karriere und optisch macht er ja wohl auch was her, oder Ladies?

Ich bin jedenfalls langjähriger Fan, habe hier auch etliche Tonträger angesammelt, die ich jetzt mal wieder in Ruhe durchhören werde, um dann an dieser Stelle einen kleinen Fortsetzungsroman zu platzieren. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ohne langatmige Fakten aus dem Rocklexikon, vielmehr ganz subjektiv.

Vor geschätzten zehn Jahren durfte ich den Meister auch mal live erleben, das Konzert war aber dann leider nicht so prickelnd, eher so eine Las Vegas-Show mit Riesenband, zu vielen Keyboards und Hits im Medley-Format – beeindruckend war er aber schon.

Hayes begann seine Karriere als Songwriter, der im Team mit David Porter Klassiker wie "Hold On I'm Coming" und "Soul Man" für Stars wie Sam & Dave und Otis Redding schrieb. 1968 erschien sein noch erfolgloses Debütalbum, ein Jahr später schlug dann aber Hot Buttered Soul auch kommerziell ein und Hayes entwickelte sich zu einem Topseller für das auch dank ihm expandierende Stax-Label. Bestanden Soul-Alben damals Ende der Sechziger noch fast ausschließlich aus knackigen Zweieinhalbminuten-Hits, arrangierte Hayes psychedelische Mini-Symphonien von epischer Länge, er selbst inszenierte sich dabei gekonnt als kraftstrotzender Macho in afrikanischen Designer-Klamotten.

Sein Produktionsoutput geriet später in den Achtzigern etwas unübersichtlich und stark discolastig, in den Neunzigern ließ er es dann deutlich ruhiger angehen – das letzte reguläre (und ziemlich gute) Studioalbum Branded stammt von 1995. Aber Isaac Hayes ist noch immer around, zuletzt eher als Schauspieler und natürlich als Stimme des "Chef"-Kochs in South Park, die ihn sogar wieder an die Spitze der britischen und amerikanischen Single-Charts gebracht hat ("Chocolate Salty Balls").

Das 1967er Debütalbum Presenting Isaac Hayes ist mir überhaupt noch nie begegnet, der eigentliche Durchbruch erfolgte aber sowieso erst zwei Jahre später mit Hot Buttered Soul, ein wahrer Stax-Klassiker mit nur vier (über-) langen Songs, darunter „By The Time I Get To Phoenix“ von Jim Webb (18 Minuten) und Burt Bacharachs „Walk On By“(12 Minuten), die das Genre der epischen Soul-Oper begründeten. Der eigentliche Hit ist aber "Hyperbolicsyllabicsequedalymistic", eine stampfend-groovende Funk-Nummer reinsten Wassers, mit einer grandiosen WahWah-Gitarre und einem langen, psychedelischen Pianosolo von Hayes. Nicht nur wegen dieses Geniestreichs (mit knapp zehn Minuten Länge auch noch halbwegs DJ-kompatibel) ein klares Must-Have in der Isaac Hayes-Discographie.

Zum 1970er Album Enterprise fällt weder mir noch dem All Music Guide etwas ein – kennt das jemand da draußen?

Im gleichen Jahr folgte dann aber …To Be Continued, das das Hot Buttered-Erfolgsrezept konsequent fortsetzte. Außerdem gab es hier erstmals die legendären „Monologues“ zu hören, die zum Teil als Rap-Vorläufer gehandelt werden, was ich aber für übertrieben halte. Vielmehr wollte Hayes wohl nur seinen sonoren Bariton zur Geltung und die Ladies in Stimmung bringen – was ihm zweifellos gelang. Und erneut coverte er Bacharach, diesmal „The Look Of Love“ als sinfonischen Elfminüter und bis heute eindrucksvolles Sounderlebnis: diese satten Bläser! diese elegischen Streicher! – allein das orchestrierte Intro ist schlicht sagenhaft. Dann schmeichelt sich die smoothe Stimme vor die grandiose Orchestrierung und die zweite Songhälfte besteht fast nur aus einem Gitarrensolo zu Streicher-Background. Wer die messerscharfe Gitarre spielt, wird auf dem Cover leider verschwiegen, es dürfte aber einer seiner langjährigen Gitarrenzauberer Michael Toles oder Charles Pitts sein.

Es kommt aber noch besser: „Ike’s Mood 1“, das Intro eines umfänglichen Medleys mit der Righteous Brothers-Edelschnulze "You've Lost That Loving Feeling" ist produktionstechnisch der wohl größte Wurf in Hayes’ Karriere als Produzent und Arrangeur: ein kristallklares, extrem in die Breite und Tiefe des Raumes platziertes Instrumentalstück mit großem Orchester zu einem stoischen Bassriff. Finde ich auch beim hundertsten Hören schlicht atemberaubend. Nie klangen Flöten, Oboen und mächtige Hörner im Black Music-Kontext besser als hier.

Bei den drei restlichen Songs des Albums machen sich dann aber die ersten konzeptionellen Verschleißerscheinungen breit, was in mildes Liebesgeflüster wie "Ike's Rap" und eine gewisse musikalische Seichtheit mündet, der man einen Easy Listening-Approach nicht absprechen kann. Trotzdem ein ganz großer Wurf.

Soviel fürs erste Kapitel - und schaut euch unbedingt das Video an – ist der Mann cool oder was? (Whirlyjoe)

Freitag, 18. Mai 2007

Motel Lovers
Southern Soul From

The Chitlin’ Circuit

Die nächste Compilation vom Trikont-Label, auch diesmal wieder etwas ganz Besonderes. Musikjournalist Jonathan Fischer führt uns diesmal in den zeitgenössischen Southern Soul – ein Thema, an das ich mich so wohl eher nicht herangewagt hätte. Denn allein schon die Cover neuerer Produktionen von Bobby Rush, Marvin Sease, Willie Clayton oder Denise Lasalle sehen mal richtig abschreckend aus: trashig-kitschig-farbenfroh. Und auch die Produktionsstandards sind heutzutage eher bescheiden geworden: die Bläser kommen oft aus dem Computer und auch sonst leiern im Hintergrund zum Teil problematische Billig-Keyboards herum. Ist eben eine sehr spezielle Szene geworden, rund um das zentrale Label Malaco, die in den Südstaaten eine eigene Subkultur abseits des glatten und HipHop-lastigen US-R&B-Markts bildet.

Trotzdem ist der Chitlin’ Circuit eine höchst vitale Szene (Chitlins sind fettig gebratene Eingeweide vom Schwein, Soul Food also), die Musik ist formal und produktionstechnisch abgespeckt, die Inhalte aber klassisch bis sleazy (hier nennt man textliche Schweinereien „Risque“), der Geist des Ganzen aber ganz alte Schule zwischen Al Green und Ann Peebles. Neben den genannten Veteranen in fortgeschrittenem Alter hören wir hier diverse neue Acts (die besten sind Floyd Taylor, O.B. Buchanan und Bill Coday) und erstaunlicherweise stört man sich nach etwas Einhören überhaupt nicht mehr an den teils billigen Arrangements. Denn ein guter Song bleibt ein guter Song und eine deepe Stimme die Essenz des Soul. Dies ist gewollt oberflächliche Gebrauchsmusik für verrauchte Juke Joints, Party-Songs für die Friday-Night-Party.

Das Compilation-Konzept geht dann auch bestens auf, denn man erfreut sich in kürzester Zeit an Musik, die man sonst garantiert ignoriert hätte. Das Album kommt wie gewohnt mit dickem Booklet (deutsch/englisch) und tollen Abbildungen der bizarr-scheußlichen Platten-Cover. (Joe Whirlypop)

Donnerstag, 17. Mai 2007

Mixtape Update
Lazin' On A
Sunday Afternoon
Track 16: Susan Christie

Kurz vorm Finale hebt der R-Man aber noch mal ganz schön die Stimmung, Baltimore hat doch schon einen richtig beschwingt-upliftenden Groove. Das kontere ich jetzt mal mit einer Nummer, die ich zuletzt ausgesprochen oft gehört habe. Wobei die Dame aus Philadelphia zeitlebens nie ein richtiges Album veröffentlicht hat.

Track 16.
Susan Christie - Paint A Lady

Zwischen 1966 und 1968 nahm Susan Christie lediglich acht Songs als Promo-Acetate auf, die später (meine nicht allzu gründlichen Recherchen ergaben: 1969 oder 1970) von der CBS als LP veröffentlicht werden sollten, was dann aber letztlich nie geschah. Lediglich fünf Exemplare sollen das Licht der Welt erblickt haben - heiliges Sammlerglück!

Relative Bekanntheit erzielte Susan Christie zuvor als Sängerin der Highlanders, die in den Sechzigern einen eher flockigen Folk-Pop im Stil von Fifth Dimension pflegten.

Paint A Lady ist aber anders: dunkel und soulig, dazu diese enigmatische Slidegitarre und der sumpfige Groove – lediglich der später einsetzende Chorgesang ist vielleicht eine Spur zu dramatisch ausgefallen. Bewegt sich irgendwo an der Schnittstelle von Psych-Folk und Soul, wo es vermutlich noch so viel tolle Musik zu entdecken gibt.

Dankenswerterweise wurde das längst verschollene Album kürzlich vom britischen Finders Keepers-Label wiederveröffentlicht, weshalb man es jetzt auch problemlos kaufen kann – lohnt sich auch wegen ihrer Ghost Riders In The Sky-Coverversion. (Whirlyjoe)

Track 16.

Mittwoch, 16. Mai 2007

Abt.: Killer-Comp
Blues & Soul Power

Hatten wir die schon, oder wollte ich nur immer? Blues & Soul Power ist so eine Compilation, die man immer mal wieder nach vorne holt und möglicherweise ist sie hier schon mal erwähnt worden, aber soll ich jetzt die 400 Posts durchsuchen....

In England (und nur da) erscheinen in schöner Unregelmäßigkeit Compilationen mit Material aus den Archiven der Brüder Warner. Größtenteils handelt es sich dort um spezifische Mischungen aus Soul, Jazz und/oder Funk, oft durchaus in großartiger Qualität, aber dafür bürgen ja schon alleine die Schatzkammern des Atlantic Labels.

Nun bin ich bei einem Londonbesuch im Keller von Rhythm Records (mittlerweile ein Record & Tape Exchange) über dieses Juwel gestolpert, das nicht nur sofort mit coolem Coverartwork begeisterte, sondern mit folgendem, kaufentscheidenden Stickertext aufwartete: "20 tracks! A spicy gumbo of funky R`n´B served with a side order of hot rockin' soul crossovers!" Oder im Booklet: "Comin' right up, a steaming gumbo of down home, honey drippin´ Soul and rough-fried funky Blues with a large side of psychedelic brain salad!" Da läuft einem doch das Wasser im Mund zusammen, oder?

Denn das zwischen `64 und `72 eingespielte Zeug hat Herz und Seele, Blut, Schweiß und Tränen und wird auch noch in 20 Jahren so wertvoll sein wie heute. Am Start ist eine gute Mischung aus bekannten und unbekannteren Künstlern, so z.B. Solomon Burke (mit Maggie´s Farm!), Aretha Franklin (The Band´s The Weight), Tony Joe White (mit Polk Salad Annie und Stud-Spider), Little Richard (sehr soulig), Wilson Pickett (mit u.a. Born To Be Wild und Duane Allman on guitar), King Curtis (ein instrumentales, superfettes Whole Lotta Love), bluesige Killer-Tracks von John Hammond, Buddy Guy, Otis Rush und Freddie King (das instrumentale Funky) am Stück, sowie der unterbewertete Don Covay (mit u.a. einer schönen Version von Lee Dorsey´s Everything I Do Goin´ Be Funky). Weiter ein mitreissendes Instrumental in der klassischen Green Onions-Food-Tradition (Sardines & Turnip Greens der Dynamic Eight), das auf zwei Teile angelegte Help Me (Get The Feeling) von Ray Sharpe (Mega-Groove mit verlangsamten Gloria-Riff, Superentdeckung!!!), ein sattes Teil der Soul Brothers Six (check that nasty guitar sound…), Ted Taylor's unter die Haut gehende Falsett-Stimme und last but not least Mojo Hannah (ein Song mit so einem Titel kann nicht schlecht sein) von Little Esther Phillips.
Zudem hat der für die Zusammenstellung verantwortliche Ski Williams im 12-seitigen Booklet nahezu perfekte Linernotes verfasst, mit einer kurzen Bio und reichlich Anekdoten zu jedem Künstler. Eine wahre Freude!

Blues & Soul Power hat absolute Klasse und verdient sich seinen Platz neben Chess Club Rhythm & Soul (Review folgt), einem ähnlich gelagerten Meilenstein. Ich bin sicher keiner der sagt, früher wäre alles besser gewesen, aber solche Musik wird heute einfach nicht mehr gemacht. Groß, ganz groß. (R-man)

Dienstag, 15. Mai 2007

Jackie Mittoo
The Keyboard King
At Studio One

Gestern abend mal wieder aufgelegt. Und direkt hatte er mich wieder gepackt, der Sound des Hammond-Mannes aus Jamaika…

"Quite simply, Jackie Mittoo was the most important reggae musician of all time", schreiben die Herren des Rough Guide To Reggae. Und die sagen sowas nicht einfach so. Denn Mittoo war nicht nur an tausenden von Aufnahmen beteiligt, er zog auch viele musikalische Fäden im Hintergrund.

Aber der Reihe nach: US-Rhythm`n´Blues war in den späten 50ern in Jamaika der Renner, Radiostationen aus New Orleans und Miami sendeten bis nach Kingston und der rege Handel zwischen den Ländern brachte die heißen 45´s nach Jamaika, das damals noch von Jazz- und Swing-Big-Bands dominiert wurde. Mitte der 50er wurden die ersten Sound Systems gegründet, erst nicht viel mehr als ein Plattenspieler mit Lautsprecherbox, später dann wagemutig aussehende fahrende Discotheken, die immer populärer wurden. Die Systems kamen natürlich für die Veranstalter (oft gleichzeitig Schnapsladenbesitzer) viel billiger als eine vielköpfige Band. Lawns nannte man die Örtlichkeit, wo ein System aufspielte, am Wochenende gab es diese Parties an jeder Strassenecke in Kingston. Natürlich war eine fette Bassbox wichtig, aber die coolen R&B-45s aus den USA waren unersetzbar. Wer die hatte, der "clashte" den anderen und holte die Leute zu seiner Party. Als in den 60ern R&B von den weißen Teenagern entdeckt wurde und zum Rock`n´Roll mutierte, entstand in Jamaika ein musikalisches Vakuum, sodass Sound System Besitzer wie Clement Dodd und Duke Reid eigene Song nach US-R&B-Vorbild von jamaikanischen Musikern aufnehmen ließen. Die gut ausgebildeten Jazzmusiker brachten ihre Einflüsse ein, von Mento (dem jamaikanischen Folk) über Jazz bis Calypso - daraus entstand Ska, die Musik zur politischen Unabhängigkeit der Insel, die im August `62 gewährt wurde. Enter Jackie Mittoo. Der war schon mit 14 ein brillianter Pianist und spielte in diversen Bands. Studio One Besitzer Clement "Coxsone" Dodd lud ihn als 15-jähriger zu einer Session und schnell war Mittoo fester Bestandteil der Studio One Posse.

Mit acht anderen Musikern aus dem Umfeld gründete er zirka `64 die Skatalites, die eine der einflussreichsten jamaikanischen Bands überhaupt werden sollten, unzählige eigene Ska-Kracher einspielten und für noch mehr als Band im Studio fungierten. Als sich die Skatalites `65 auflösten, arbeitete Mittoo für 3 Jahre als Arrangeur und Songwriter (5 sogenannte “Riddims” mußte er laut Vertrag pro Woche abliefern) für "Coxsone" Dodd´s Studio One und ist auf praktisch allen Songs dieser Zeit an den Keyboards vertreten. Mittoo war also für Studio One das, was Booker T. und Steve Cropper für Stax waren. In dieser Zeit nahm Mittoo sechs Soloalben und zahllose Singles für Dodd auf.
So bestimmte Jackie Mittoo nicht nur den Ska, sondern auch den Rocksteady, eine Art half-speed-ska mit höherem Gesangsanteil, und den darauf folgenden Reggae. In typisch jamaikanischer Art wurden seine Riddims auch Jahre danach noch zu "Versions" herangezogen, sprich: Musiker und Produzenten benutzten seine Instrumentaltracks um sie neu zu „voicen“. 1968 emigrierte Mittoo nach Toronto, reiste aber immer wieder nach Kingston zurück, arbeitete im Studio und spielte in Bands. `89 reformierten sich die Skatalites, aber Jackie Mittoo verstarb leider ein Jahr später an Krebs.

Mittlerweile gibt es einiges an Mittoo-Reissues, aber am besten ist man erstmal mit The Keyboard King At Studio One bedient, einem 15-Track-Karriere-Überblick, zirka 2000 auf dem Soul Jazz Schwesterlabel Universal Sound erschienen. Nur ein Song mit Gesang (Seals & Croft’s Summer Breeze), relativ wenig Ska, dafür mehr von diesem unglaublich bezwingenden, von der Hammond bestimmten, Rocksteady-Reggae-Funk-Soul-Mix. Parallelen zu Booker T. & The MGs und den Meters sind jederzeit hörbar, aber Mittoo´s Sound hat halt Jamaika drin und ist deshalb noch cooler und lockerer in der Hüfte. Dazu kommt ein exzellenter Klang. Wirklich wahrhaft genial. Mittoo´s Musik ist in jeder Lebenslage Balsam für die Seele. Cooler kann man sowas nicht machen. (R-man)

Montag, 14. Mai 2007

Flohmarkt
in Holzminden
...nur kleine Beute!


Eher zufällig bin ich gestern in Holzminden über den Flohmarkt gestolpert und da nur zirka 1/3 der Stände vom letzten Mal vertreten waren (Scheißwetter) wollte ich eigentlich direkt weiterfahren. "Aber die 5 Minuten kannste ja auch investieren", dachte ich mir und bin doch kurz rüber über den Platz. Genau zwei Minimal-Plattenstapel gab es zu besichtigen. Der erste hatte zirka dreissig LPs im hoffnungslosesten Zustand, Oberkrainer, James Last in zerfetzt und eine 12" in der dreckigsten Plastikhülle, die ich je angefasst habe - The Staple Singers und Slippery People! Das ist die grandiose Version des Talking Heads Songs, dazu in gut erhalten und da hatte sich die Sache schon gelohnt.

Aus dem 2. Stapel zog ich schnell zwei Maxis - Level 42 (Running In The Family) und Jan Hammer - Crockett's Theme. Letztere habe ich zwar schon, aber dieses großartige 5:48 Minuten Instrumental im extended Francois Kervokian Mix mußte ich einfach retten. Das ist einfach ein Song, den kann man auch doppelt haben.

Nächste Woche ist Blütenfest und Flohmarkt in Beverungen. Mal sehen, was da abgeht. Letztes Jahr habe ich zwischen zwei Blasmusik LPs die Klein & MBO Mini-LP gefunden. Der Thrill ist noch nicht gone... (R-man)

Sonntag, 13. Mai 2007

Mixtape Update
Lazin' On A
Sunday Afternoon
Track 15: Nina Simone

Der Henry Mancini Track von Whirlyjoe war ja eine echte Steilvorlage. Danach war man ja an nichts gebunden und konnte stilistisch alles bringen. Was mir die Auswahl nicht leicht gemacht hat. Denn das Tape ist im letzten Drittel und jeder hat noch höchstens 3 Songs - und ich habe noch 25 auf der Liste. Diesen hier hatte ich vorher mal kurz in Erwägung gezogen, dann aber wieder ausgemustert. Als ich ihn zufällig heute abend wieder aufgelegt habe, gefiel mir der Vibe und ich war mir sicher, daß der Tune gut in den Flow passen würde und beim rumlümmeln am Sonntag nachmittag eine gute Rolle spielen könnte. Et voila...

Track 15.
Nina Simone - Baltimore
Das Titelstück des `78er Albums auf CTI. Wie viele Alben der Dame mit Licht und Schatten, sie soll sich sogar direkt nach Veröffentlichung von dem Werk distanziert haben. Naja Nina, so schlecht ist es auch nicht. Baltimore finde ich sogar richtig gelungen, mit einer Art Lounge-Reggae unterlegt, schwelgerischen Streichern und dieser noch immer einzigartigen Stimme. Rollt coole 4+ Minuten dranlang und versprüht gegen Ende unseres Mixtapes noch einmal etwas positive Vibrationen (aber auch nur etwas).

Das Original ist von Randy Newman, aber besonders angetan hat es mir in der Version der Tamlins auf der wirklich zwingend notwendigen Darker Than Blue Compilation mit Soul-Reggae-Juwelen. Aber auch Nina schneidet den Senf ("to cut the mustard"), wie ich finde. (R-man)

Track 15.

Samstag, 12. Mai 2007

Lindstrom & Prins Thomas
Essential Mix


Da habe ich mich heute morgen kurz für einen meiner Lieblings Sinnsprüche entschieden und schon bekomme ich von Whirlyjoe eine Mail mit der Überschrift Notlösung. Natürlich hat er ein wenig Recht, denn ich hätte seine monströs-großartige Abhandlung zu Isaac Hayes veröffentlichen sollen. Aber die hatte ich noch nicht fertig lay-outet und da heute morgen auch keine Zeit dazu war, dachte ich, Bob Marley seiner tut es auch...

Aber da ich gerade über den Essential Mix meiner beiden Lieblings Norweger gestolpert bin, lege ich den heute mal nach. Man bewege sich zu Filter27 und schaue sich das Tracklisting an. Und auch wenn einem vieles eventuell nichts sagt, diese beiden haben es wirklich drauf. Zudem erscheint demnächste auf Eskimo das Album Reinterpretations der beiden, im Prinzip eine Überarbeitung/Remixe/Outtakes des wirklich auch heute noch phänomenalen Lindstrom & Prins Thomas Debüt-Albums. Und dann freue ich mich schon auf eine 12" mit den Titel Nummer Fire En/Nummer Fire To. Wobei die A-Seite 21 Minuten lang ist und laut Zeugenaussagen so klingt: "Both are amazing songs, that take the listener on long epic voyages through space. The songs would definately be nice additions to a sci-fi movie soundtrack. Just sit back, close your eyes and enjoy."

Wirklich großartige Burschen, auch wenn die Remix-Tätigkeit von Prins Thomas etwas inflationär anmutet, auf jede Zusammenarbeit der beiden freue ich mich wie Bolle. (R-man
Das Wort zum Samstag von Bob Marley
Morgen geht es weiter mit dem 15. Mixtape Beitrag, der den Titel der größten Stadt des US-Bundesstaates Maryland trägt. See ya... (R-man)

Freitag, 11. Mai 2007

Abt.: Schwelgerisch
The Cinematic Orchestra
Ma Fleur

Das nächste Level, ganz klar. Was Jason Swinscoe hier geschaffen hat, spielt in einer eigenen Klasse, ist konkurrenzlos und atemberaubend schön. An der Schnittstelle von Soul, Jazz und irgendwie auch Gospel verwirklicht der Brite konsequent seine musikalische Vision – und glaubt mir, der Mann hat tatsächlich eine. Auf diesem dritten echten Longplayer (2002 gab es noch die Stummfilmvertonung Man With A Movie Camera) gibt es keine schnellen Töne, so gut wie keine Beats (wenn, dann impressionistische Jazz-Drums), auch nur wenige klare Songstrukturen. Das meiste ist ein langsames, majestätisches Dahinfließen im Geist des denkbar deepsten Soul.

Extrem spartanisch und außerordentlich kunstvoll arrangiert, erreicht Swinscoe allein mit akustischer Gitarre, etwas Upright Bass, Piano oder Fender Rhodes, am liebsten aber mit einem klassischen Cello-Ensemble und immer ganz viel Luft zwischen den einzelnen Tönen einen Grad von Intensität, der für dauerhaftes Gänsehaut-Feeling sorgt. Die Songstrukturen sind offen, finden aber auch wieder zusammen – vor allem, wenn die edlen Soul-Voices von Lou Rhodes, Patrick Watson und erneut der großen Fontella Bass erklingen. Zumeist entrümpelt Swinscoe sein früher ja etwas üppigeres Soundbild ganz konsequent. Hier tropfen Töne und Akkorde einzeln, setzen minimale (aber umso effektivere) Space-Effekte ganz gezielte Akzente, öffnen sich die sprichwörtlichen „wide open spaces“. Der Vibe erinnert (wenn überhaupt an etwas schon Gehörtes) an die mystischen Soundscapes von Alice Coltrane, die sanftesten Momente von 4Hero und die melancholischsten Soundtracks von Michael Nyman. Ein ergreifender Zeitlupentrip in die Abgründe des Soul. (Whirlyjoe)

Donnerstag, 10. Mai 2007

Mixtape Update
Lazin’ On A
Sunday Afternoon

Track 14: Henry Mancini


Seufz, zuletzt sind wir an dieser Stelle ja schwer melancholisch geworden, war wohl unsere Altersdepression. Dafür kommt jetzt noch ältere Musik, stimmungsmäßig aber ganz anders gelagert.

Track 14.
Henry Mancini - Lujon
Nämlich südländisch, warm und moody. Nicht umsonst wurde Henry Mancinis Instrumentalnummer Lujon später auch mit Text gecovert, was dann sehr passend Slow Hot Wind hieß. Hier aber das Original, das die meisten wahrscheinlich schon einmal irgendwo gehört haben – naheliegenderweise im Kino, und zwar zuletzt in so feinen Streifen wie The Big Lebowski und Sexy Beast.

Schon beachtlich, was der Filmkomponist hier aus dezent hingetupfter Percussion, üppigen Streichern, einem Sax und einem einsamen Waldhorn an Atmosphäre zaubert. Die Nummer stammt ursprünglich aus einem TV-Soundtrack namens Mr. Lucky von 1959 und lädt doch mal wirklich zum relaxten Chillen ein, am besten mit einem Martini in der Hand – so was von laidback aber auch…

Eigentlich kommt Mancini vom Jazz, hatte dann als Film- und TV-Komponist diverse weltweite Hits wie Peter Gunn, Moon River und Pink Panther. Zweifellos einer der Größten seines Fachs. (Whirlyjoe)

Track 14.

Mittwoch, 9. Mai 2007

Nouvelle Vague
Coming Home

Sehr umtriebig, diese Franzosen. Gerade erst bespielten sie in Deutschland ausverkaufte Häuser und erst im Februar erschien ihr Late Night Tales-DJ-Mix. Und jetzt schon wieder eine DJ-Selection? Ja, und was für eine. Denn für die zweite Ausgabe der neuen Mix-Reihe von Stereo Deluxe macht man dem Bandnamen alle Ehre und besinnt sich ausschließlich auf Filmmusik.

20 wunderbare und ziemlich unbekannte Tunes nicht nur der Nouvelle Vague, aber größeren teils französischer Herkunft beglücken die Sinne. Und da haben unsere Nachbarn ja so großartige Leute wie Michel Legrand, Michel Colombier, Alain Goraguer, Philippe Sarde und natürlich Serge Gainsbourg im Rennen. Die sind hier allesamt vertreten, dazu kommen ein paar nicht ganz so bekannte Landsmänner. Wirklich großartig fällt der einzig neue Tune von Nouvelle Vagues Marc Collin aus, der Ton für Ton auch auf das neue Air-Album passen würde. Aber auch die internationalen Gäste sorgen für Glamour: erstaunlich, dass man Gato Barbieris Last Tango in Paris nicht öfters hört, auch Lalo Schifrin, John Barry, David Shire und Sakamoto sind mit eher raren Tunes im Rennen, dazu die unverzichtbaren Italiener (Armando Trovaioli, Nino Rota, Piero Umiliani und natürlich Morricone). Das macht insgesamt eine cineastische Selection (zum Glück ungemixt), wie ich sie mir schon immer gewünscht habe. Der schönste Song stammt übrigens wirklich vom ansonsten zurecht gefürchteten Vangelis, sein La Petite Fille De La Mer (aus L’Apocalypse Des Animaux) ist einfach nur betörend schön. (Whirlyjoe)

PS.: Sehr umtriebig diese Franzosen, da liegst du richtig Whirlyjoe. Am 25.5. legen sie auf K7! mit Nouvelle Vague Pres. New Wave nach, einer Doppel-CD mit Tracks von Silicon Teens, OMD, Paul Haig, Honeymoon Killers, Snakefinger, Stranglers, Visage, Flying Lizards, Nico, Associates, Slits und jeder Menge mehr.

Dienstag, 8. Mai 2007

Eine Message für die
Boring Old Farts!


Wird ja auch nicht mehr oft benutzt, der Begriff B.O.F. - oder? Kommt ja wohl vom Punk-Rock, aber schon Bob Marley hat diese Zeile im Song Punky Reggae Party benutzt. Ist aber auch egal, ich zähle mich zumindest teilweise selber dazu, vor allem wenn es darum geht, den guten alten Sound der 60er und Früh-70er zu verteidigen.

Kleiner Einschub: die shake baby shake Ain't No Sunshine Compilation wird gigantisch. Ich hätte nicht gedacht, daß das so gut zusammen geht. Läuft rein wie Öl...

Zurück zu den BOF's. Für die (und für mich) habe ich einen feinen Mix gefunden, den Dirk von Eskimo zusammen gestellt und Summer Of Love 69 Mix betitelt hat. Eskimo ist das ultrafeine belgische Label von den Glimmers, Lindstrom & Prins Thomas und einigen anderen. Und obwohl musikalisch ziemlich weit vorne, haben sie ihre Ohren auch nach hinten offen. Und das ist gut so.

Hier mal das Tracklisting:
The Free > Living In The Sunshine
Cane & Able > Girl You Move Me
Super Sessions > Stop
The Alan Bown Set >
The Pretty Things > Cries From The Midnight Circle
Spooky Tooth > Waitin’ for the wind
Mystic Moods > Cosmic Sea
The Music Machine > Common In
The Kinks > Big Sky
M*A*S*H* > Suicide Is Painless
Blue Oyster Cult > Don’t Fear The Reaper
May Blitz > Smoking The Day Away
Brethren > Success Brand Oil
Brian Auger’s Oblivian Express > Freedom Jazz Dance
Booker T & The MGs > Eleonar Rigby
The Small Faces > Song Of A Baker
The Birds > Draft Morning
The Allman Brothers > Dreams
Tim Buckley > Sweet Surender

Feine Sache und zum Ende tatsächlich der Song, der uns vor 30 Jahren auf die Tanzfläche der Beverunger In-Disco Forum festnagelte. Wenn der lief, dann wurde immer getanzt.

Und hier kann man sich das abholen! (R-man)

Montag, 7. Mai 2007

Sommerloch!
shake baby shake
im Mai


Das Sommerloch kam 2007 etwas sehr früh. Es war uns klar, daß die Besucherzahlen vom März und April nicht steigerungsfähig waren, aber was sich am 1. Mai-Samstag bot, war dann doch etwas ernüchternd. Kurz: es war wenig los, erst ab Mitternacht war der Stadtkrug einigermassen gefüllt. Hätte man (wie noch letztes Jahr) die hinteren Räume geschlossen, wäre es sogar angenehm voll gewesen. Aber man war ja mittlerweile etwas anderes gewohnt.

Auf der Suche nach Gründen kann man natürlich diverse Parallelveranstaltungen finden, von denen aber die Ü-30 Party bei Böker andere Leute zieht und bei der karibischen Nacht im Pub war auch nicht viel mehr los. Vielleicht war es das Finale von Deutschland Sucht Den Superstar, wahrscheinlich das zu gute Wetter, möglicherweise empfanden es einige beim letzten Mal als zu voll und zu stickig (die Luft war echt ein Problem), aber vielleicht haben wir unser Pulver schon verschossen? Wir werden es wohl Stück für Stück analysieren müßen.

Wir haben uns erstmal drauf geeinigt, daß wir den Juni nochmal so durchziehen, vielleicht hinten schließen, um vorne eine größere Dichte rein zu bekommen. Auch an dem Juni-Wochenende gibt es einige Alternativen in Beverungen, aber was solls? Das Juli shake baby shake fällt wegen des Beverunger Schützenfests sowieso aus und im August wollen wir dann einen frischen Neustart wagen. Dazu werden wir uns noch was einfallen lassen, ein Brainstorming ist schon länger im Gange.

Musik wurde auch gespielt. Nach einem ruhigen Beginn von mir (viel Reggae) und der 6:14 Version von Eddie Hazel's California Dreaming zum Schluß des ersten Sets legte Ingolf mit mehr Reggae nach, bevor Axel die Funkschraube etwas fester zog. Das passte mir gut in den Kram und da ich meine frisch erstandene Donny Hathaway 12" zum Einsatz bringen wollte, bat ich Ax-man, die Wheels Of Steel übernehmen zu dürfen.

Der Set hat dann tatsächlich Spass gemacht:
Donny Hathaway - The Ghetto
Aaron Neville - Hercules (Chrispop Edit)
Bill Withers - Harlem
Richie Havens - Going Back To My Roots
Bombers - Dance Dance Dance (12" Mix)
Supermax - Lovemachine (Pt. 1 von der 7")

Dann wollte ich eigentlich mit James Brown weitermachen, entschied mich aber eher für Cosmic und sah die Chance gekommen, den Set einem mächtigen Finale entgegen zu steuern. Also heizte ich mit der genialen Wolf-Version von Papa Was A Rolling Stone weiter vor.
Schließlich eröffneten mächtige Orgeltöne die vollen 9 Minuten von Boney M. - Gadda-Da-Vida. Fand ich persönlich ja einen voll gelungenen Set-Abschluß.

Ingolf begann seinen Set mit Two Princess von den Spin Doctors und hielt die kleine Tanzfläche am köcheln. Ich habe mich dann irgendwann verdrückt, es ging aber noch bis halb 5 ganz angenehm weiter.

Mal sehen wie sich die Sache entwickelt. (R-man)

Sonntag, 6. Mai 2007

Mixtape Update
Lazin' On A

Sunday Afternoon
Track 13: Madrugada


Es war schwierig, den richtigen Song nach dem Kathleen Monster von Tindersticks zu finden. Nightmares On Wax hatte ich in den Fingern, die Troublemakers mit Get Misunderstood, Lizz Wright mit A Taste Of Honey und gar einen Komplettbruch Richtung Reggae/Dub erwogen (Augustus Pablo). Letzlich habe ich einen Track gewählt, der wahrscheinlich besser hinter die Townes Van Zandt Version von Kathleen gepasst hätte, aber egal, erstmal Tempo rausnehmen.

Track 13:
Madrugada - The Riverbed
Einer meiner Lieblingssongs, den ich schon auf so manchem meiner Mixtapes verwurstet habe. Vorwiegend in einem Gemenge aus Nick Drake, Tim Hardin, Gene Clark und Mark Lanegan. Da passt dieses Bandoriginal meiner Meinung nach richtig gut hin. Erschienen ist es 1999 auf der New Depression E.P. als der erste unter 4 Tracks. Im gleichen Jahr erschien in Norwegen ihr Industrial Silence Longplay-Debüt (2000 dann auch im Rest von Europa). Dort findet sich The Riverbed aber nicht und so ist es sowas wie eine kleine Rarität. Denke der Track wird sich auch auf lange Sicht gut auf unserem Mixtape halten, er hat definitiv Langzeit-Potential. Enjoy!

Track 13.

Samstag, 5. Mai 2007

Help Wanted!
Ain't No Sunshine

Whirlyjoe und ich haben in der Zwischenzeit fleissig compiliert und kommen unserer One-Song-In-Different-Versions Disc schon näher. sbs-Blog-Leser Bluetwang füllt mit gleich drei mp3s (Sina, Neville Brothers, Eddie Senay) ein paar Lücken, die Freddie King Version habe ich geordert, dabei bin ich noch über die einer alternden US-One-Man-Band gestolpert (Name vergessen), die kommt dann auch Montag oder Dienstag.

Buddy Guy muß ich noch suchen, liegt aber hier rum, Whirlyjoe ist noch Mark Eitzel eingefallen und die frisch gerippte 7-Minuten Version der Temptations ist wirklich ziemlich einzigartig. Mit der Harlem Underground Band im Lazy Sunday Afternoon Edit von Chrispop haben wir sogar einen worldwide exclusive. Der Track der Kashmere Stage Band (von Texas Soul Thunder) ist leider live aufgenommen, dafür habe ich noch die Version von Mama Lion gefunden. Vielleicht erinnert sich noch jemand an das Cover mit der schönen Frau und dem Löwenbaby an der Brust? Nun, ihre Interpretation ist ein ziemlich Heuler.

Wir werden uns dabei dann auf nur wenige Überschneidungen mit der auf Roof erschienenen Ain't No Sunshine Compilation beschränken, aber Tom Jones und Ken Boothe müssen wohl schon sein.

Atlas haben wir ja in der Hinterhand, Michael Jackson auch, ebenfalls die Soul-Ladies Lyn Collins und Betty Wright mit ordentlichen Einspielungen. Dann der unnachahmliche Horace Andy und den obergenialen Groove Corporation Dub von Stryke. Dazu zweimal Bossa-Jazz (Sivuka, Soul Bossa Trio). Und Al Jarreau, den alten Jodler.

Jetzt brauchen wir Eure Mitarbeit, denn ein paar Lücken sind noch zu füllen:

Busch-Man: was war mit der Bobby Blue Bland Version? Geht das was?

Ausserdem brauchen wir noch das Kid Frost Ding. Hast das jemand als mp3?

Was wichtiges vergessen? Ratschläge sind immer willkommen.

Falls dann die 80 Minuten noch nicht voll sind, dann haben wir ja noch immer eine deutsche Version in der Hinterhand - sozusagen als hidden track - die Version von Yvonne Catterfeld ist tatsächlich nicht mal schlecht. In diesem Sinne... (R-man)

Freitag, 4. Mai 2007

Ein Mal werden wir noch wach...

Yo. Stadtkrug Beverungen, Samstag (morgen) ab 21 Uhr. Wieder mal shake baby shake time. Nach dem mittleren Budapest Exzess habe ich persönlich den 1. Mai und somit die diversen Feierlichkeiten ausgelassen, sodaß ich nach so viel Vernunft fast augehungert bin und mich schon richtig auf Samstag freue.

Ich denke die Besucherzahl von Ostern wird nicht zu toppen sein und so setzen wir uns erstmal nicht unter Druck und sehen der Sache gelassen entgegen. Noch dazu wo zwei Beverunger Gastronome sich zu Parallelveranstaltungen entschlossen haben, eine Ü-30 Party im Hotel Böker und die Karabische Nacht im Pub mit DJ Novi M. Letzterer soll aber schon bei Pop im Pub gesaugt haben, aber vielleicht kann er ja Lambada und so Zeug besser?!? Zwar gibt unser kleines Kaff drei Veranstaltungen nicht wirklich her, aber was solls. Wir waren zuerst da.

Zumindest wird bei uns die bessere Musik laufen. Keine Ahnung was auf den Teller kommt, ich werde einfach etwas mehr einpacken, um dann auf etwaige Stimmungen reagieren zu können. Soll man sowieso so machen, Regel 3 im DJ-Handbuch.

See ya! (R-man)

Donnerstag, 3. Mai 2007

Mixtape Update
Lazin’ On A
Sunday Afternoon
Track 12.: Tindersticks

Polly war ja mal richtig laidback, perfekt für einen sonnigen Spätnachmittag auf der Terrasse, gut gechilled im Schaukelstuhl – da werden wir schon aus Gründen des Kontrasts gleich wieder dunkler und dramatischer nachlegen.

Track 12.
Tindersticks - Kathleen
Habe ja lange mit mir gerungen, ob ich nicht das Original von Townes Van Zandt nehmen soll, das ich wahrscheinlich für seinen allerbesten Song halte (obwohl ich mich da mal lieber nicht endgültig festlegen will).

Aus aktuellem Anlass habe ich mich dann aber doch für die Tindersticks-Version von 1994 entschieden. Denn mein (hoffentlich) rares 10-Inch-Vinyl weist mittlerweile doch nicht zu überhörende Gebrauchsspuren auf - gut, dass sich der Song auch auf dem nagelneuen Townes Van Zandt-Tributealbum findet, dass unser aller Lieblings-Label Glitterhouse gerade veröffentlicht hat.

An dieser Stelle auch gleich ein dickes Extralob an die Verantwortlichen, das Ding auch als fettes Doppel-Vinyl auf den Markt zu bringen - weiter so!

Diese Version werden einige wohl kennen, die opulente Synthese aus reichlich Streichern und Stuart Staples’ ultrasonorer Stimme hat aber bis heute nichts von ihrer beachtlichen Deepness verloren. Nach gut zwei Minuten dann dieses unglaublich dramatische Break, danach geht es im Breitwandformat in die Vollen. Was für eine Inszenierung, Townes’ Songwritingkunst besteht eben auch auf großer Bühne. (Whirlyjoe)

Mittwoch, 2. Mai 2007

Good God!
Heavy Funk Covers Of James Brown
From All Over The World 1968-1974

Der Albumtitel der Compilation - so lang und aussagekräftig, erübrigt fast das verlieren weitere Worte. Nur soviel noch, es geht hier nicht um mehr verzweifeltes Auswürgen des James Brown-Erbes, hier sind nicht die tausendfach verbrauchten Covers genutzt, hier versuchen sich nicht irgendwelche ahnungslosen Jungspunde an der Aufarbeitung. Das kleine Guerilla Reissues Label (USA) hat tiefer gegraben, aber Nieten weggelassen. Der Minister Of Funk wäre auf jeden hier stolz – war er vielleicht auch.

Dave Pike Set, Willie Dickson & The Playboys, Lil`Tiger oder The Philosophers kennt vielleicht noch der eine oder andere, aber El Klan, Dillard Crume & The Soul Rockers, die Skorpyons Of Jamaica oder El Combo Xingu womöglich nicht. Auch wenn man mal das Vinylkratzen beim digitalisieren nicht ganz wegmastern konnte (Som Livre House Band – Papa Don’t Take No Mess), so können wir froh sein, dass überhaupt einer die Single aufbewahrt hat, also nehmen wir die auch mit ein paar Kratzerchen.

Gipfel und Höhepunkte des JB-Vintage Festivals, dieser Rari-Parade: El Klan – Cold Sweat, St. Vincents Latinaires – Hot Pants I’m Coming (mit völlig enthemmten Bläsern.) – kratzt auch ein bisschen – egal. Oder Toni Tornado (Soul Negro), schon des Namens wegen. Im Booklet die Cover dieser seltenen Köstlichkeiten, auch zum Beweis, dass es sie wirklich gab, all diese James Brown infizierten Funker aus einer besseren Zeit. (sbs Ingolf)

Dienstag, 1. Mai 2007

Flohmarkt
Down South

Endlich war ich auch mal wieder auf dem Flohmarkt beim Plattenkaufen – bei uns im Südwesten scheint da ja viel weniger geboten zu sein als bei euch Nordlichtern. Liegt wohl auch an der un/scheinheiligen Allianz aus CDU-Landesregierung (Oettinger kennt ihr ja jetzt alle!) und katholischer Kirche, die Sonntagsflohmärkte und Plattenbörsen nach wie vor verhindert.

Also nur samstags, und da spiele ich ja morgens immer Fußball, wenn mich nicht gerade typische DJ-Verletzungen zum Pausieren zwingen – am Donnerstag ist mir beim Aufbauen der Anlage ein Barhocker aus massivem Stahl direkt auf die Zehen gekippt. Die erste Diagnose Trümmerbruch hat sich aber zum Glück nicht bestätigt….

Zum Kicken hat es aber noch nicht gereicht, also bei schönsten Sommerwetter zum Stuttgarter Karlsplatz geradelt, wo jeden Samstag ein recht idyllischer Flohmarkt stattfindet, der aber ausschließlich von Profihändlern bedient wird. Ist also in der Regel nichts mit Schnäppchen bei ahnungslos Vinyl verschleudernden Rentnern. Hatte aber Glück: einer der Profidealer hat seine 2-Euro-Kiste neu bestückt (Doppel-Vinyl 3 Euro, Singles 1 Euro). Da wollte ich nicht lange fackeln und zog folgendes heraus:

7-Inches:
Sam The Sham And The Pharaohs: Wooly Bully
Can: Don’t Say No (von Saw Delight)
Tommy James And The Shondells: Mony Mony
T. Rex: Children Of The Revolution

LPs:
The Band: The Best Of
Traffic: Best Of
Slayer: South Of Heaven
V.A.: The Decca Originals Vol. “ 1965-1969 (mit Them, Small Faces, Marianne Faithful, Lulu…)
This Is Artie Shaw (Doppelalbum mit reichlich lässigen Swingnummern von 1938-41)
V.A.: History Of British Rock Vol. 2 (Compilation mit Cilla Black, Dave Clark Five, Searchers, Donovan, Sandie Shaw, Van Morrison, Dusty Springfield, Troggs, Badfinger, Julie Driscol…)
V.A. : Blues Story Vol. 2 (alte Recken wie Fred McDowell, John Lee Hooker, Albert & Freddie King…)

Mit 18 Euro war ich dabei, denke mal, das war ein guter Deal.

Am nächsten Stand zog ich dann mit leicht zitternden Fingern Sky’s The Limit von den Temptations aus einer mit Grütze gefüllten 3-Euro-Kiste – eine eher rare und ansonsten teure Norman Whitfield-Produktion von 1971. Konnte das sein? Im Cover fand sich dann leider nur ein Jose Feliciano-Vinyl, was der dämliche Händler auch noch lustig fand.
Also: Augen auf beim Plattenkauf und beim Auflegen am besten Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen tragen. (Whirlyjoe)