Mittwoch, 25. Dezember 2013


Top-10 2013 An-Dréad

Dieses Jahr sind meine Top-Ten-Alben an die Konzerterlebnisse gekoppelt, da ich in der Regel nach einem überzeugenden  Gig und/oder bei  Sympathie für den Künstler einen (Vinyl-) Tonträger mit nach Hause nehme:
1.      Trixie Whitley – Fourth Corner
Nach der meinerseits verpassten Black Dub Tour das Rundum-Glücklich-Paket. Die äußerst sympathische Trixie beherrscht stimmlich mühelos alle Varianten des Blues, von der Ballade über den Gospel bis zum Rock (auch an der Gitarre). Bin jetzt auch stolzer Besitzer der zugehörigen EP’s!

2.      Ruts DC – Rhythm Collision #2
31 Jahre nach dem Erscheinen des ersten Volumens dieses Dub-Klassikers. Ruts DC endlich live erleben zu können, war ein Fest! Auch noch im legendären SO36! Volume 2 ist ein würdiger und zeitgemäßer Nachfolger geworden. Im Konzert durften natürlich die Hits des Debuts (Babylon’s Burning etc.) auch nicht fehlen.

3.      Valerie June – Pushin’ Against a Stone
Auf der Bühne erinnerte mich Valerie sehr an Amy Winehouse: unnahbar, exzentrisch, unberechenbar, aber durchaus virtuos. Vielleicht war sie auch nur nervös. Ein gelungenes Debut, das aber nur einen Teil ihres eigenen Kosmos abbildet. Sie veröffentlicht in Eigenregie auch Bluegrass, Folk und Blues in selbstgemachten CD-Einzeleditionen.

4.      Nick Cave & The Bad Seeds – Push the Sky Away
Zum ersten Mal auf dem Greenville Festival  vor den Toren Berlins gewesen. Nach tagsüber 38 Grad Hitze hat es der beste zeitgenössische Crooner geschafft, den Titel seines Albums kongenial umzusetzen. Als Headliner beendete er sein Set keine Minute zu spät vor dem wahrlich apokalyptischen Gewittersturm. Die letzte S-Bahn habe ich gottseidank noch bekommen.

5.      Pastels – Slow Summits
Die Entdeckung des Jahres hat eine unverzeihliche Bildungslücke geschlossen. Die mir unbekannte Band aus der Glasgow School hat auf dem Kölner Weekend Fest sehr überzeugt. Das Britpop Setup mit singender Schlagzeugerin  wurde mit Querflöte und Trompete ergänzt, so dass  gar Northern Soul gestreift wurde.  Brillantes Songwriting!

6.      Dear Reader – Rivonia / We Followed Every Ground
Die Wahl-Berlinerin gehört jetzt zum auserwählten Kreis derjenigen, die mit dem Filmorchester Babelsberg zusammenarbeiten durften. So kommen ihre wunderschönen aber auch eindringlichen Songs über Südafrika noch besser zur Geltung. Freu mich schon auf das Neujahrskonzert 2014 in der Volksbühne.

7.      Matthew E. White – Big Inner / Outer Face
Beeindruckende minutenlange Songwerke, die bei jeder stilistischen Wendung überraschen und doch wie aus einem Guss wirken. Aber erst auf der Bühne kommt die Spielfreude zum Vorschein, die hinter dem Ganzen steckt. Es soll noch jede Menge unveröffentlichtes Material geben …

8.      Pttrns – Body Pressure
Die Elekro-Pop-Combo aus Köln hat mit dem zweiten Album endlich auch die Gunst des Berliner Publikums erspielt. Zurecht war „Strong Talk“ die Hymne des Torstraßen-Festivals in Berlin-Mitte. Tolles Video auch. Melodien zum Mitsingen und Tanzen.

9.      Julia Holter – Loud City Song
Selten ein so schön durchkomponiertes Album gehört. Der Vorgänger Ekstasis hat schon viel versprochen, aber hier überrascht Holter mit üppiger Instrumentierung. Mein Herbstalbum für die Großstadt. Das Konzert zur Platte muss ich noch nachholen.

10.   Burning Hell – People / Nick Ferrio & His Feelings
Das Burning Hell Duo ist nun endgültig dauerhaft nach Berlin gezogen, was auch Sinn macht: die Alben wurden teilweise hier aufgenommen und über Jahre wirklich jede noch so kleine Bühne bespielt. Auch hier tolles Songwriting mit viel Humor. In voller Band-Besetzung live ein großes Spektakel. Dies hat aber auch Nick Ferrio alleine hingekriegt, sowohl im Club als auch mit dem Video des Jahres: Free Man, Switzerland

Was sonst noch?
Die Wave Pictures haben wieder ein wunderbares Doppelalbum herausgebracht (City Forgiveness), live wie immer ein großer Spaß. Wann spielen sie endlich auf dem OBS? My Bloody Valentine haben das beste Konzert auf dem Berlin Festival im Tempelhofer Flughafen gegeben. Herrliche Gitarrenwände galore. Miraculous Mule liefern das lang ersehnte volle Länge Debut (Deep Fried).  Tom Tom Club beglückten uns open air auf dem Dach des Museum Ludwig in Köln. Peter Gabriel (Back to Front) und Conny Planck (Who’s That Man) bleiben uns retrospektiv erhalten. Eine vielversprechende Zukunft hat Glitterbeat vor sich: Tolle Alben und Shows von Ben Zabo & Mark Ernestus, Samba Touré, Dirtmusic und Tamikrest. Danke für die Einladungen!


Lieblings-Songs 

Daft Punk - Get Lucky
Junip - Line Of fire 
Wild Belle - Keep You  (allerdings aus 2012)

Die Filme
Schon zu Beginn des Jahres Rodrigues – Searching for Sugarman als bestes Biotopic seit langem, gefolgt von Quentin Tarantino Django Unchained mit dem obligatorisch eklektizistischem  Soundtrack. Gerade erst bei der Premiere von Jim Jarmusch Only Lovers Left Alive gewesen: Toll! Ein Vampir-Kammerspiel im Stil von Stranger Than Paradise mit der göttlichen Tilda Swinton.. Gedreht in Detroit, Marakesch und Köln bzw. Leverkusen!

Die Bücher
Ganz oben Sven Regener Magical Mystery. Eine irre 90er-Jahre-Techno-Tour von Hamburg nach Berlin über München und Köln zurück in den Norden. 500 Seiten Sprachwitz in Dialogform. Unfassbar kurzweilig. Eine Eins! Lesens- und nachdenkenswert der gedruckte Blog von Wolfgang Herrndorf Arbeit und Struktur; Tschik und Sand als Wiederveröffentlichungen sowieso.

Zum Schluss ein Tipp für den nächsten Berlin Besuch: Die multi-mediale Christoph-Schlingensief-Retrospektive im KW Institute for Contemporary Art in der Auguststr. in Mitte. Ein großer Spaß für die ganze Familie!

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